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Biogas-Branche schwenkt auf Verkehr um

Mit Ökostrom und Wärme rechnet sich die Biogas-Branche bei der Energiewende keine großen Chancen mehr aus. Künftig will sie vor allem im Verkehr für sinkende CO2-Emissionen sorgen und Millionen Autos auf Biomethan als Treibstoff umstellen.

Allein durch einen größeren Einsatz von Biomethan im Verkehrssektor lässt sich eine Treibhausgasminderung von rund 40% gegenüber 1990 bis 2030 erreichen. Der vom Bundeskabinett verabschiedete Entwurf für ein Klimaschutzgesetz sieht für den Verkehrssektor diese Reduzierung vor. Janet Hochi, Geschäftsführerin des Biogasrates, hält eine alleinige Fokussierung auf Elektromobilität hierbei für den falschen Weg. Unter anderem sei eine ausreichende Verfügbarkeit erneuerbarer Energien nicht gegeben, um in allen Sektoren parallel die Einhaltung der Obergrenzen für die Emissionen zu gewährleisten. "Mit Biomethan steht eine etablierte Technologie zur Verfügung, die sofort CO2 einsparen kann", argumentierte der erste Vorsitzende des Verbandes Jörg Fischer, im Hauptberuf Finanzvorstand des Anlagenherstellers Envitec, weiter.

Aktuell werden in Deutschland rund 10 TWh Biomethan pro Jahr produziert, bis 2030 ließe sich die Produktion auf 120 TWh pro Jahr steigern, ergänzte der zweite Vorsitzende Jens Albartus, Geschäftsführer von Weltec Biopower, ebenfalls ein Anlagenhersteller. Rein rechnerisch ließen sich 41 Mio. Tonnen CO2 einsparen, wenn dieses Biomethan im Verkehr zum Einsatz kommt. 50% der zusätzlichen Biomethan-Produktion könnten aus der Ergänzung von Biogasanlagen kommen, die aus der EEG-Förderung fallen. Weitere rund 20% wären mit der Erweiterung von Bestandsanlagen möglich, die restlichen 30% dank Zubau. Ein Problem bei der Verfügbarkeit von Einsatzstoffen sehen die Vertreter des Biogasrates nicht. Begrenzt könnte man auch zusätzliche nachwachsende Rohstoffe nutzen, aber vor allem bei Gülle und Reststoffen gebe es große Potenziale. Auch Fahrzeugmodelle gebe es genügend, vor allem aus dem VW-Konzern.

Gehör finden diese Argumente und die daraus abgeleiteten Forderungen in der Politik nur sehr begrenzt. Eine schnelle und ambitionierte Umsetzung der europäischen Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED II) ist für den Biogasrat ein zentraler Ansatz, um Anreize für eine stärkere Nutzung von Biomethan im Verkehrssektor zu schaffen. Ambitioniert heißt ein Anteil von 20% für erneuerbare Energien im Verkehrssektor anstelle des Mindestwertes von 14 %. Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Rahmen des Gasdialoges 2030 zugesichert, eine solch höhere Quote zu prüfen.

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